© 03.02.2023 - Gisela Henke

Artgerechte Haltung

Frettchenhaltung setzt umfangreiche Fachkenntnisse voraus FRETTCHEN Abstammung: Frettchen sind Raubtiere wie Hund und Katze Frettchen gehören zu den Marderartigen Frettchen wurden aus dem Iltis zu domestizierten Haustieren gezüchtet. Frettchen sind keine Heimtiere im Sinne von Käfigtieren sondern Haustiere. Haltung: Frettchen sind Rudeltiere, die deshalb mindestens zu zweit gehalten werden sollen. Der Aufenthalt in einem Käfig soll auf ein Minimum beschränkt werden. Den Tieren muss 2 - 3 mal tgl. für mindestens 2 Std. Freilauf in der Wohnung gewährt werden. Da sie sehr agil und neugierig sind, lieben sie die Abwechslung und sollten intensiv am Leben des Besitzers teilnehmen können. Dies ist wichtig, um Verhalten und Gesundheitszustand ausreichend beurteilen zu können. Frettchen können mit Hunden und Katzen vergesellschaftet werden, diese ersetzen aber nicht den Artgenossen als Spielpartner. Ungeeignet sind Nager, Kaninchen und Vögel, da sie als Beutetiere angesehen werden. Sie toben gerne mit Kindern, die tierartgerecht mit ihnen umgehen können. Wichtig ist, dass die Eltern sich bei der Haltung dieser Tiere nicht aus der Verantwortung ziehen. Allein gelassen sind Kinder mit der Haltung und der kritischen Beurteilung von Zustand und Verhalten der Frettchen überfordert. Käfig: Die im Handel erhältlichen Käfige sind nur bedingt geeignet. Es ist günstiger nach eigenen Maßen selbst einen Käfig aus gehobelten Vierkanthölzern und punktverschweißtem Draht zu bauen. Zur Ausstattung gehören mehrere Schlafplätze (Hängematte, Schlafhäuser mit Kuscheltüchern), Katzenklo mit Einstreu, Trinknapf (standfest oder zum Hängen), Fressnäpfe. Der Käfig sollte mehre Etagen haben, die mit Drainageröhren oder Sprungbrettern (mit Leisten gegen Abrutschen abgesichert) verbunden sind. Hängematten sichern zusätzlich gegen Abstürzen. Der Käfig sollte lt. Haltungsrichtlinien ein Mindestmaß von 1 x 1 m Bodenflächen bei 1,5 - 2 m Höhe oder 1,5 x 1 m Grundfläche bei einer Höhe von 1,2 - 1,5 m mit zwei bis drei Etagen haben. Die Haltung ausschließlich in Freigehegen oder auf dem Balkon ist für eine ausreichende Beobachtung und eine artgerechte Haltung ungeeignet. Auch hier müssen die Tiere den oben geforderten Freigang in der Wohnung haben. Die Grundfläche des Geheges sollte mindestens 6 betragen und die Tiere die Möglichkeit zum Buddeln haben (1 m tief). Es ist darauf zu achten, dass Futter und Wasser bei Minustemperaturen nicht einfrieren (Terrarienheizung einbauen oder kombinierte Schlaf-Futterkiste). Die Tiere müssen am Entweichen gehindert und vor Diebstahl geschützt werden. Bei der abwechslungsreichen Ausstattung ist in Anlehnung an die Käfigausstattung der Phantasie keine Grenze gesetzt (Bepflanzung, Schaukelkörbe, Planschbecken). Gehege oder Balkon dürfen nicht auf der Süd- oder Westseite einer zu starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Eine Markise schützt nicht, sondern fördert ein schlechtes Mikroklima. Pflege: Frettchen brauchen nicht gebürstet (außer bei extremem Fellwechsel) oder gebadet zu werden, sie planschen aber gerne in einer kleinen Wasserwanne. Die Katzenklos müssen täglich mehrere Male gereinigt, der Käfig muss einmal täglich gewischt werden. Mindestens einmal pro Woche müssen die Tücher gewechselt werden (Frettchen schleppen gerne ihr Futter ins „Nest" und in die Wohnung). In der Wohnung müssen mehre Katzenklos aufgestellt werden. Fütterung: Für Frettchen muss ständig Futter zur freien Verfügung bereit stehen. Als Raubtiere benötigen sie überwiegend Frischfleisch (Rind, Lamm, Geflügel, alles roh oder gekocht, Schweinefleisch nur gekocht), frei verfügbar gutes fetthaltiges Trockenfutter, wenig Feuchtfutter aus Dose oder Frischebeutel, wenig Pflanzliches (Gurke, Paprika, Melone). Vorsicht, Frettchen können schnell zu sturen Nahrungsspezialisten werden. Es darf nicht versucht werden, sie durch Hungernlassen an ein anderes Futter zu gewöhnen. Besonderheiten: Die Tiere passen sich in ihrer Aktivität den Zeiten des Besitzers an. Frettchen werden nicht völlig stubenrein. Sie lassen sich nicht erziehen, sondern erziehen ihren Besitzer, die Wohnung frettchengerecht zu gestalten. Um die Tiere artgerecht zu mehreren halten zu können, müssen sie bei Beginn der Geschlechtsreife mit ca. 9 Monaten kastriert werden. Auch bei gleichgeschlechtlicher Vergesellschaftung müssen sowohl Rüden (Rivalenkämpfe unter Unkastrierten) als auch Fähen (Gefahr der Dauerranz, bereits kurze Zeit nach Ranzbeginn möglich) kastriert werden. Die Lebenserwartung beträgt bei Rüden ca. 7 Jahre, bei Fähen ca. 8 Jahre. Gesundheitsvorsorge: art- und raubtiergerechte Ernährung Milchprodukte können zu Durchfall führen. Gummiartiges (v.a. Oropax!) wird gerne als Fremdkörper aufgenommen. Hungernlassen führt zu Durchfall, d.h. auch bei bestehendem Durchfall auf keinen Fall eine Nulldiät durchführen. Krankheiten sind nicht leicht zu erkennen, deshalb die Tiere beim täglichen Auslauf und bei der Futteraufnahme gut beobachten. Impfungen gegen Staupe und ggf. Tollwut Literatur: "Das Frettchen als Haustier in der Kleintiersprechstunde",Gisela Henke, ISBN 3-929744-16-3 "Frettchen", GU Tierratgeber, Gisela Henke, ISBN 978-3-8338-0869-2 "Quirlige Frettchen" von Martin Ulrich, Kosmos Verlag, ISBN 3-440-07764-0 "Frettchen", Harald Schwammer, Ulmer Verlag, ISBN 3-8001-7470-7 Im Internet: www.tierarztpraxis-henke.de
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